Dienstag, 24. Januar 2012

El Hierro Vulkan - rhythmischer Tremor im Gezeitentakt ?

NEWS: Der Tremor hat nach einer Ruhephase um 10.48 Uhr wieder eingesetzt.
Die neuesten Luftaufnahmen der Involcan vom 23.1.12  zeigen die gestrigen Aktivitäten. Vor allem sehr viele Gase stößt unser Eldiscreto im Moment aus. Von einem Abklingen oder gar Erlöschen der Eruption kann also keine Rede sein. Um 12.21 Uhr gab es noch einen Erdstoß von 1,5 RSk. unter dem Vulkan in 12 km Tiefe. Dieses Szenario setzt sich auch heute Morgen weiter fort. Um die Ausbruchstelle kreisen weiter Möwenschwärme auf der vermuteten Suche nach Leckerbissen.  Aus dem Hubschrauber wurde während des Erkundungsfluges auch ein Video gedreht.
Die bereits angesprochenen Tremorintervalle halten an. Eine gewisse Rhythmik von 8 - 12 Stunden ist augenfällig. Warum in diesem Zeitraster von Aktivität und fast absoluter Ruhe die Impulse fast regelmässig auftreten, könnte etwas mit den Gezeiten des Meeres zu tun haben. Durch eine Änderung in den Druckverhältnissen wird vielleicht der Magmafluss zusätzlich angeregt, was dann zu verstärktem Vordringen der Magma mit entsprechenden Zitterbewegungen führt.

In der Diskussion stelle ich immer wieder fest, daß der Begriff "Vulkan" auf unterschiedlichste Weise definiert wird. 
Das Wort "Vulkan" kommt vom römischen Gott des Feuers Vulkanus. Nach ihm ist auch die gleichnamige Äolische Insel Vulcano benannt. In antiker Zeit war dieser Vulkan regelmäßig aktiv und so wurde er als die Schmiede des Feuergottes bezeichnet.

Heute ist die Bezeichnung "Vulkan" eine Definition von Austritten heißem, geschmolzenen Gesteins (oder Schlamm) auf der Erdoberfläche. Meist sind Vulkane auffällige, die Landschaft überragende Berge oder wie beim Eldiscreto, ein noch nicht sichtbarer Unterwasserkegel.
Der Vulkan kann einen oder auch mehrere Vulkanschlote haben (z.B. San Juan mit drei Schloten auf La Palma). Es besteht also immer ein räumlicher Zusammenhang. Der Zeitfaktor spielt dabei keine Rolle. Der gleiche Vulkan kann über tausende Jahre immer wieder ausbrechen.
Gespeist wird der Eldiscreto auf El Hierro wahrscheinlich von der gleichen Magmahauptkammer aus der schon vor Urzeiten seine vielen Vorgänger ihre Magma bezogen haben. Es ist also kein völlig neues Gebilde sondern nur ein neuer Auswurfschacht im Süden.

Das Cabildo (Inselregierung) von El Hierro versucht nun den Eldiscreto werbewirksam ins Bild zu setzen. Unter dem Titel "Vulcanes de Vida" (Vulkane des Lebens) ist ein Video entstanden, das Sie hier einmal begutachten können.


12 Kommentare:

  1. ...wobei sich die Frage stellt ob der Gasausstoß auf "vulkanische Gase" wie CO2 und SO2 zurück zu führen ist, oder die "Gase" eher der aufsteigende Wasserdampf ist.

    ...oder der vermehrte Dampfausstoß mehr Magma beim Vulkankegel bedeutet - oder eine allgemein sinkende Aktivität - und es bald "vorbei" ist.

    Fragen über Fragen, die Antworten liefert der Vulkan selbst.

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  2. Hallo Herr Betzwieser,
    sieht fast so aus, als wären die Eruptionen von den Gezeiten abhängig.
    Hier habe ich einmal die kommenden Tidenstände aufgelistet:
    Nächster Flut-Höchststand ca. 14 Uhr.
    Tiefste Ebbe ca. 20 Uhr.
    Danach gegen 2 Uhr wieder Höchststand.
    (Zeitzone Kanaren)
    Gruß aus Teneriffa Maik.

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  3. "Der Zeitfaktor spielt dabei keine Rolle. Der gleiche Vulkan kann über tausende Jahre immer wieder ausbrechen."

    Das ist leider ein Irrtum.
    Dieser enstheht insbesondere dadurch, wenn der geologische Zeitbegriff auf Einheiten von einigen tausend Jahren auf der Zeitachse runtergebrochen wird.
    Und gerade anhand des kanarisches Archipels ist der Faktor Zeit besonders gut ablesbar.
    So haben wir bspw. mit El Hierro die Jüngste der Kanarischen Inseln. Mit doch immerhin schon ca. 1,1 Mio Jahren.
    Auch am Wandern des Yellowstone-Hotspot sieht man deutlich wie der Faktor Zeit zum Entstehen
    und völligem Erlöschen eines Vulkanismus führt. Denn schaut man etwa 15-17 Mio Jahre (etwa da Alter von Lanzarote) zurück, stellt man fest, dass dort wo damals der Hotspot gelegen hat, nur noch die verwitterten Folgen des damaligen Vulkanismus zu beobachten sind.

    Grüße Lars - Potsdam

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    1. Lars hat vollkommen recht - es ging mir auch nur um die Namensbezeichnung Teide, Teneguia oder Eldiscreto eines Vulkan, nicht um die Institution "Vulkan" selbst.
      Gruß Manfred

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  4. Das mit Lanzarote stimmt nicht so ganz,warum ist denn der Timanfaya 1730 und 1824 wiederholt ausgebrochen und immer noch heiss?

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    1. diente nur der etwa zeitlich gleichen Einordnung
      dann nimm das etwa 5 mill ältere Fuertoventura

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    2. Bei Fuerteventura kann man die Insel Los Lobos nennen welche vor nur ca6000 Jahren entstanden ist.

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    3. Ich muss mich wohl verbessern,sorry.
      Los Lobos ist vor 50000Jahren durch eine Spalteneruption im Norden Fuerteventuras entstanden und später durch den Anstieg des Meeres zur Insel geworden.
      http://www.geocaching.com/seek/cache_details.aspx?guid=58b942ac-4f6a-4245-aa66-f409b3c18160

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  5. Mahlzeit!

    Aktuell sehr starke Dampfentwicklung an der Eruptionsstelle!
    ...Vögel kreisen nun aber keine mehr - anscheinend is es denen ein wenig zu "aktiv" *ggg*

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  6. Hallo,

    so eine starke Dampfentwicklung wie jetzt gerade ( 12 Uhr 33 )habe ich noch nie gesehen. Es tut sich richtig was !

    Mike ( Köln )

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  7. Hallo Manfred

    An der Gezeitentheorie beim Tremor könnte etwas drann sein, allerdings nicht mit dem Wasser da dies zu träge ist und ein Druckanstieg von 1,5 bis 2 % dem Magmafluss nix ausmachen sollte. Wasser schwappt halt langsam ;-). Sorry wenn ich da deine Idee leider zerstöre, aber Du hast mich da auf eine andere Idee gebracht:

    Erde und Mond kreisen umeinader und bilden so eine Gesammtmasse. Dabei üben sie untereinder über Gravitation in der Rotation ein Verlagern des Gesammtschwerpunktes in dem Rotieren aus. Das nennt man:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Erde-Mond-Schwerpunkt

    Dieser wandert im ~12:30 ohne Trägheit im Erdmantel und könnte eine Ursache für dieses komische Tremorbild sein. Ist jetzt nur eine spontane Idee von mir, allerdings spricht logisch dagegen das diese Punkt im Mittel ~1400 km unter der Erdoberfläche liegt und somit außerhalb des Lavabesetzten äußeren Erdmantels der nur bis eine Tiefe von 900km reicht und der Sensor nur die Kruste erreicht die in einer Tiefe von ~40 km endet.

    Wie gesagt das ist jetzt nur eine spontane Idee von mir, ich werde mir mal die auffälligen Tremorzyklen notieren und am WE rechnen.

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  8. Ach Manfred

    Noch ein kleiner Nachtrag:

    "In der Diskussion stelle ich immer wieder fest, daß der Begriff "Vulkan" auf unterschiedlichste Weise definiert wird."

    Wir reiten/surfen alle auf dem, egal ob in Amerika, Asien, Afrika, Europa usw. sonstwo. Die harte Kruste auf der wir stehen ist mal gerade 40km dick bis zum Mittelpunkt der Erde sind es aber 6.371km. Nicht vergessen die Zehnerpotenz bei Metern ;-).

    Aber ich bin mal die Tremordaten bis November zurück gegangen, also bis auf die letzen Tage hab ich nix Rythmisches gefunden. Gut Auffällig sind die letzten 3 Tage, aber ob das reicht? Ich rechne mal.

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