Donnerstag, 14. August 2014

Ölbohrung vor Fuerteventura kann beginnen

Madrider Regierung gibt grünes Licht

So wird es bald vor der Ostküste von Fuerteventura und Lanzarote aussehen. Die Ölmultis haben nun offiziell, nach dem auch das spanische Umweltministerium grünes Licht gegeben hat, die Genehmigung mit Probebohrungen zwischen den Kanaren und der Westküste Marokkos zu beginnen.
In wenigen Wochen will das Konsortium aus Repsol, der australischen Woodside Energy und der deutschen RWE, die erste Bohrung ausbringen. Die technische Ausrüstung und das Equipment liegen bereits seit geraumer Zeit im Hafen von Las Palmas (Gran Canaria) vor Anker.

Trotz aller Proteste der Kanarischen Regierung und von Umweltschutz-Verbänden, hat der Madrider Industrieminister Jose Manuel Soria (ein Canario), das nationale spanische Interesse über die regionalen Bedenken gesetzt und die Genehmigung erteilt. Es seien alle Einwände ausreichend geprüft worden und Spanien könne sich nicht den Luxus leisten, auf die Erdölsuche zu verzichten. 99 % des benötigten Erdöl würden zur Zeit importiert. Im benachbarten Marokko - nur wenige Kilometer von der beabsichtigten Bohrstelle entfernt - hat das schottische Unternehmen Cairn Energy bereits im März 2014 Erdöl gefunden und will es Ausbeuten.

Die jetzt erteilte Bohrgenehmigung für Repsol & Co. betrifft nur die Probebohrung. Insgesamt sollen drei Bohrungen ca. 50 bis 60 Kilometer vor der kanarischen Küste erfolgen (siehe auch Vulkan und Erdölförderung).
Für die eigentliche Erdölförderung ist eine neue eigene Erlaubnis notwendig.

Die Suchbohrungen erfolgen in eine Tiefe von 3.000 bis 6.900 Meter Tiefe. Dabei gibt es Auflagen:

Sollte sich während der Probebohrung um Umkreis von 75 km ein Erdbeben mit mehr als ML4,5 ereignen oder Gefahren für die Umwelt auftreten, muss die Bohrung sofort gestoppt werden.

Repsol muss zur Behebung evtl. Schäden eine Sicherheitsleistung von 60 Millionen Euro in Madrid hinterlegen.
Es ist die besondere Situation über einem vulkanischen Hotspot und seiner Seitenverästelung Bohrungen auszubringen. (siehe auch Gewinn oder Vernunft).

Auch die Madrider Regierung hat inzwischen erkannt - das zeigen die Auflagen, dass es ein Risiko ist, in Richtung eines Vulkan zu bohren. Es gibt kaum Erfahrungswerte für Erdölbohrungen um aktive Magmakammern. Auch wurde die Beschaffenheit und Struktur dieses Meeressektors kaum untersucht bzw. die Ergebnisse nicht veröffentlicht.

Es wäre dringend angeraten, staatliche Geologen/Vulkanologen der IGN oder des Institut für Meeresforschung vor Ort einzusetzen. Eine direkte Überwachung und wissenschaftlich neue Erkenntnisse über den Gesteinsaufbau am Meeresgrund wären so sicher zu gewinnen.
Wenn schon gebohrt werden muss, soll auch die Vulkanwissenschaft davon partizipieren.
Wann haben Wissenschaftler denn schon die Möglichkeit vor Ort - 6900 Meter tief in die Erdkruste zu schauen ?

Bei allem "Für" und "Wider" bleibt festzustellen:

1. Minister Soria ist verpflichtet alle Möglichkeiten der eigenen Erdölförderung auszuschöpfen, bevor es der Nachbar Marokko umsetzt.

2. Die betroffenen Ostinsel leben vom Tourismus und von sauberen Stränden. Eine "Ölkatastrophe" wie im Golf von Mexiko oder eine Ölverschmutzung ist nicht auszuschließen. Es wäre der Niedergang des wichtigsten Wirtschaftszweig.

3. Es ist ein Experiment und gewagtes Unternehmen in einen vulkanisch aktiven Untergrund zu Bohren mit ungewissem Ausgang. Die Probebohrungen selbst dürften nicht die eigentliche Gefahr darstellen. Erst die spätere Ölförderung könnte das geologische Gleichgewicht durcheinander bringen mit all seinen Folgen.
Negative Beispiele hat man auch bei Almeria auf der spanischen Halbinsel bereits gesammelt (siehe Erdgasspeicher und Ölbohrung).

Es zeigt sich auch hier wieder, dass zwei wirtschaftlich orientierte Interessengruppen aufeinander prallen. Die Ölmultis und die Tourismusindustrie.
Beide haben primär wirtschaftliche Interessen. Die eigentlichen Ökologen bilden nur eine Randgruppe und werden nur zur Unterstützung des eigenen Ziel gerne mit ins Boot geholt.

Warum hat man in der Vergangenheit die Landschaft zu betoniert und nicht in saubere und nachhaltige Energie (siehe El Hierro) investiert.
Geld war genügend vorhanden und jede Insel könnte heute seinen eigenen regenerativen Strom produzieren - ohne Erdöl.
Wind, Sonne und Wasser war und ist genügend vorhanden.
Darüber sollte man sich seine Gedanken machen ... oder liege ich so falsch?

Aktueller Nachtrag vom 15.08.2014

Jetzt hat der Kanarische Inselpräsident Paulino Rivero der Zentralregierung in  Madrid gar mit dem Abbruch der offiziellen Beziehungen gedroht, sollte die Genehmigung nicht widerrufen werden.
Es ist allerdings nur ein Lippenbekenntnis des Präsidenten, da die Kanaren finanziell von Madrid abhängig sind und die Subventionen aus Madrid dringend brauchen. Ob sich die Zentralregierung davon beeindrucken lässt, ist eher unwahrscheinlich.
Der Industrieminister Jose Manuel Soria wurde bereits im März 2014 von Fuerteventura zur Persona non grata erklärt.

Interessant ist auch in diesem Zusammenhang, dass so einige kanarische Politiker vor einem Jahr noch eine ganz andere Meinung zur Ölbohrung hatten. Als aber bekannt wurde, dass die Inseln an den evtl Einnahmen der Ölförderung nicht beteiligt werden, wurde über Nacht die Meinung und das Lager gewechselt.

1 Kommentar:

  1. Danke für den interessanten Bericht. Allein diese Info ist in Deutschland sehr klein gehalten-man liest eher fast nichts hier über das FÜR und WIDER. Ich bin der Meinung, daß die Folgen absolut gefährlich sein könnten. Bezüglich Vulkanismus, Natur und Tourismus.Jedoch lebt der Tourismus vom Öl, und die Multi`s vom Verbrauch des Tourismus. Es ist ein Teufelskreis.Ja, viel zu spät wurden regenerative Energien gefördert, und viel zu spät denkt man auch weiterhin über die Senkung von Verbrauch nach....dem aus Ölprodukten. Denn massenhaft fahren AUCH auf den Kanaren Steinzeitfahrzeuge mit gigantischem Verbrauch und Busse mit 60 Plätzen und 3 Fahrgästen...man gönnt sich diesen Umweltfrevel. Eben für den Massentourismus auf den großen Inseln.Und da sieht man nun das Selbe wie in Deutschland: Einzelkämpfer für Umwelt und Natur haben es schwer gegen die Öl-Lobby. Auf El Hierro gelang ein Quantensprung.Deutschland nutzt umfangreich Windkraft und Solarstrom...zum Preis der Verdreifachung der Strompreise für den Endverbraucher. Die Steuern geben den Einwohnern den Rest. Jedoch: Sieht man nun das Paradies`Kanaren`in Gefahr, soll man da schweigen und wortlos zusehen ? ALF

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